2014 plante ich, den Hamburger Bademantel stärker als Hamburger Kultprodukt zu präsentieren und einen kantigen Auftritt zu wagen. Der Bademantel sollte anders beworben werden als alle anderen Bademäntel: Ich wollte nicht die 378. Familie präsentieren, die sich im Badezimmer im Bademantel die Haare trocknet. Oder gegelte Männermodels, die schnittig nach rechts blicken und dort das völlige Frottee-Glück suchen („Alle 11 Minuten verliebt sich ein Bademantelträger in eine Frau, die nicht im Bild zu sehen ist.“). Recht schnell kam ich auf die Idee, einen echten Rocker zu engagieren: Tattoos, kantiges Gesicht, Ledermontur unterm Mantel, am besten mit Motorrad.
In den einschlägigen Datenbanken für professionelle Models bekam ich einen Eindruck für die Preise dieser Leute: die wirklich fotogenen und markanten Typen kosteten Unsummen, die ich für „Nobodys“ nicht zu zahlen bereit war. Und dann fiel ein fataler Satz: „Für das Geld bekomme ich auch Gunther Gabriel.“ Ich fand es in dem Moment wirklich richtig witzig, Gunther Gabriel zu engagieren. Mit seinen Kontakten zu Society-Magazinen („Mal wieder pleite, diesmal wegen…“, „Das Comeback…“, „Der nächste Absturz…“) wäre das sicher ein großes Hallo geworden. Glücklicherweise brachte mich meine Freundin, die von Werbung deutlich mehr versteht als ich, nach zweitägiger Diskussion über die Pros und Contras von dieser Idee wieder ab. Aber eine neue Idee war gesetzt: Unser Bademantelmann soll bekannt sein und meinem ursprünglichen Bild des Rockers entsprechen (was G. Gabriel in Wirklichkeit ja nie tat).
In einem Gedankenblitz am späten Abend fiel mir Big Harry ein, der im großen Big Brother Hype dort damals einen sympathischen zweiten Platz gemacht hatte und irgendwo aus der Nähe von Flensburg kam. Ich bin vor gefühlten Ewigkeiten einmal am Flughafen an ihm vorbeigelaufen – eine imposante Gestalt! Gunther Gabriel war sofort vergessen. Harry war ja viel besser: Aus dem Norden, bekannt, Rockertyp und vor allem ein grundsympathischer Kerl ohne Skandale. Er spielte im Großstadtrevier seit einigen Jahren den Kneipenwirt von Jan Fedder/Dirk Matthies und war in Norddeutschland viel mit seiner Band unterwegs.
Am nächsten Morgen habe ich ihm einfach über die Kontaktadresse seiner Homepage (Fragen kostet nichts!) eine Nachricht geschrieben: „Wir suchen einen Bademantelmann…“. Nachmittags hatte ich bereits eine Sprachnachricht auf der Mailbox: „Jo Moin!!! Hier ist Big Harry!!! Ich bin Dein neuer Bademantelmann, ruf mich mal zurück…!!!“ Nach zwei Telefonaten waren wir uns einig, dass wir nun zusammenarbeiten würden. Mein Bademantelmann.
Wie würde ich Harry in drei Worten beschreiben? Ein geiler Typ. Wir hatten so viel Spaß bei der Arbeit, und dabei blieb er in seinem Job immer hochprofessionell. Unfassbar, was er auf der Großen Freiheit abends für einen Rummel provozierte, weil ihn im Norden einfach jeder kennt und vor allem: weil ihn im Norden einfach jeder mag. Eins steht fest: Big Harry ist für mich nicht irgendein Model, das man für ein Jahr bucht. Big Harry ist inzwischen ein elementarer Bestandteil unserer Bademantel-Familie und nicht mehr aus unserer Werbung wegzudenken (Haribo hätte ja auch nie zu Bully Herbig wechseln dürfen…). Unser Mann.
Manchmal verstehe ich seinen Witz allerdings nicht. Zum Beispiel, wenn er mich Michael nennt (ich heiße doch Thomas…). Gut. Ich habe mich dem nun angepasst und unterzeichne eben jede Nachricht an ihn als Michi. Wenn Big Harry spricht, haben sich die Krümel und damit auch die Bademantel-Geschäftsführer zu fügen. Und wenn er mir einen neuen Namen gibt, dann muss ich das einfach akzeptieren. Einmal rief er mich an: „Ich komme nächste Woche nach Hamburg, male mir den Bart weiß an, setze mir eine Weihnachtsmann-Mütze auf und ziehe den rot-weißen Bademantel von Dir an. Machst Du die Fotos?“ „Ja, Harry, klar! Komm mal nach Hamburg…“ Und dann steht er eine Woche später tatsächlich als Bademantel-Weihnachtsmann vor mir. Einfach nur zum Spaß. Wir sind dann zu zweit über den Gänsemarkt und den Jungfernstieg gestiefelt und haben die Porsche- und Maserati-Fahrer aus dem Konzept gebracht. Ein Pfundskerl.
Danke, Big Harry, für alles! Für Deinen Humor, für Deine unkomplizierte Art, für überraschendes Aufmischen unserer Familienfeiern!